Prüfungsvorbereitung: Beschaffung
1 Nennen Sie Möglichkeiten, neue Lieferanschriften zu bekommen.
interne Bezugsquellenermittlung: Liefererkartei bzw.
–datei und Warenkartei bzw. –datei (oder Artikeldatei)
externe Bezugsquellenermittlung: Branchenbücher, z. B.
Gelbe Seiten, Informationen der IHK oder von Wirtschaftsverbänden,
Fachzeitschriften, Kataloge, Messebesuche, Internet, Informationen von
Geschäftspartnern u. a.
2 Unterscheiden Sie die Liefererkartei von der Warenkartei.
Liefererkartei: sortiert nach Lieferern; enthält alle Waren, die der
einzelne Lieferer führt und Angaben über bisherige Erfahrungen mit dem
Lieferer, z. B. über dessen Qualität, Zuverlässigkeit, Lieferer- und
Zahlungsbedingungen, Lieferzeiten.
Warenkartei: sortiert nach Artikeln; enthält alle Lieferer, die
diesen Artikel führen.
3 Wie kommt ein Kaufvertrag zustande?
Durch
zwei übereinstimmende Willenserklärungen, wobei die Annahme zeitlich
rechtzeitig auf den Antrag folgen muss.
4 Kann ein Angebot oder eine Bestellung auch widerrufen werden?
Ja,
wenn der Widerruf vor dem Eingang oder gleichzeitig mit dem Eingang der
Willenserklärung (d. h. dem Angebot oder der Bestellung) erfolgt.
5 Wie lange ist ein Antrag bindend?
unter
Anwesenden: d. h. Telefonat oder im Geschäft): sofort, d. h. solange das
Gespräch zwischen den Geschäftspartnern andauert. Wenn sich der Verkäufer im
Geschäft schon einem anderen Kunden zuwendet, kann dies als Beendigung des
Verkaufsgesprächs beurteilt werden.
6 Wie kann die Bindung an ein Angebot beschränkt oder ausgeschlossen werden?
Durch
Freizeichnungsklauseln: z. B. solange der Vorrat reicht, unverbindlich, freibleibend,
ohne Obligo, Preis freibleibend
7 Wie lauten die gesetzlichen Grundpflichten des Käufers und des Verkäufers?
Pflichten
des Käufers: Die Ware abzunehmen
und den vereinbarten Kaufpreis zu bezahlen. (Vgl. § 433 BGB, Es gibt als
Schuldnerverzug nur den Abnahmeverzug; der Annahmeverzug ist ein
Gläubigerverzug)
Pflichten
des Verkäufers: Die Ware zu übergeben
und das Eigentum an der Ware zu verschaffen. (Nebenpflichten: Lieferung zur
richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Menge und der vereinbarten
Qualität)
8 Welche Angaben muss ein verbindliches Angebot enthalten?
Angaben
über..
-
welche Ware
-
Preis und Menge der
Ware
Weitere
Angaben sind üblich:
-
Art, Güte und
Beschaffenheit der Ware
-
Lieferzeit
-
Verpackungsart und
–kosten
-
Lieferbedingungen
-
Zahlungsbedingungen
-
Erfüllungsort und
Gerichtsstand
9 Welche gesetzlichen Bestimmungen gelten, wenn im Kaufvertrag Angaben über einzelne Punkte fehlen?
Bestimmungen
des BGB, z. B. wenn vertragliche Regelungen fehlen, dann …
-
ist mittlere Art und
Güte zu liefern
-
ist sofort zu
leisten
-
trägt der Käufer die
Kosten der Versandverpackung und der Beförderung
-
trägt der Käufer die
Kosten der Geldübermittlung
-
ist der
Erfüllungsort und der Gerichtsstand beim Schuldner
10 Wovon hängt die Gültigkeit von Verträgen mit beschränkt Geschäftsfähigen ab?
von
der Zustimmung der gesetzlichen Vertreter. Ausnahmen: Bei Verträgen im
Rahmen des Taschengeldparagrafen, bei Verträgen mit lediglich rechtlichen
Vorteilen für den beschränkt Geschäftsfähigen, bei bestimmter Erwerbarbeit und
Selbstständigkeit können die Verträge sofort gültig sein.
11 Wie
wird ein Kaufvertrag erfüllt? (s. Aufgabe 7:
Erfüllung der Pflichten)
12 Wie kann an beweglichen Sachen Eigentum erworben werden?
Durch
Einigung, dass das Eigentum übergehen soll, und durch Übergabe
13 Unterscheiden Sie Eigentum und Besitz.
Eigentum:
rechtliche Herrschaft über eine Sache.
Ein Eigentümer kann die Sache nutzen, verleihen, verkaufen, zerstören usw.
Besitz: tatsächliche Herrschaft über eine Sache. Der Besitzer
darf die Sache pflegen und nutzen (je nach Vereinbarung). Er darf die Sache
nicht weiterverleihen oder verkaufen.
14 Kann auch an gestohlenen Sachen Eigentum erworben werden?
Grundsätzlich nein. An gestohlenen, verlorengegangenen
oder abhanden gekommenen Sachen kann kein Eigentum erworben werden, selbst wenn
der Erwerber gutgläubig war. Schutz des Eigentümers, weil dieser den Besitz
nicht willentlich aufgegeben hat.
Ausnahme: Das
Eigentum an gestohlenem Geld oder gestohlenen Inhaberpapieren kann erworben
werden, wenn der Erwerber gutgläubig ist.
15 Kann ein Nichtberechtigter (Person, die selbst nicht Eigentümer ist) Eigentum übertragen?
Ja, wenn er durch den Eigentümer in den Besitz der Sache
gekommen ist und wenn der Erwerber gutgläubig ist.
Z. B.: Ein Einzelhändler verkauft eine Waschmaschine, die
ihm unter Eigentumsvorbehalt geliefert wurde und die er noch nicht abbezahlt
hat, an einen Kunden. Der Kunde ist gutgläubig, da er die Waschmaschine in
einem Geschäft erwirbt.
16 Warum wird ein Eigentumsvorbehalt vereinbart?
Der Verkäufer möchte sich das Eigentum an der beweglichen
Sache bis zur vollständigen Bezahlung vorbehalten.
17 Welche Gefahren bestehen beim ‚einfachen Eigentumsvorbehalt’, das Eigentum zu verlieren?
-
Weiterverkauf an
gutgläubige Dritte
-
feste Verbindung mit
Grundstücken (z. B. Einbau einer Treppe)
-
Verbindung und
Vermischung mit beweglichen Sachen (z. B. das gelieferte Mehl wird zu Brot
verarbeitet)
-
Verbrauch oder
Vernichtung (z. B. das gelieferte Bier wird getrunken)
18 Welchen Vorteil bietet der erweiterte EV gegenüber dem einfachen EV?
Der Verkäufer bleibt solange Eigentümer an allen jemals
gelieferten Sachen, bis alle Forderungen gegenüber dem Kunden von diesem
beglichen sind. (Z. B. ein Musikgeschäft bezieht regelmäßig Instrumente von
einem Lieferanten. Einige sind bezahlt, andere noch nicht bezahlte werden
verkauft: Der Lieferant (=VK) kann auch die schon bezahlte Ware als Eigentum
zurückverlangen, wenn Zahlungsschwierigkeiten auftreten.
19 Welchen Vorteil bietet der verlängerte EV mit Weiterveräußerungsklausel gegenüber dem einfachen EV?
Der Verkäufer erwirbt die Forderungen aus dem
Weiterverkauf an Dritte, da diese im Voraus an ihn abgetreten wurden. Der
Dritte wird rechtmäßig Eigentümer an der Sache.
20 Unterscheiden Sie Rabatt und Bonus.
Rabatt: Preisnachlässe, die gewährt werden, um ein
bestimmtes Käuferverhalten zu fördern, aus bestimmten Anlässen oder für
bestimmte Kundengruppen.
Bonus: Preisnachlass, der den Kunden nachträglich am Ende
eines Jahres auf den erzielten Jahresumsatz gewährt wird.
21 Welche Rabattarten kennen Sie?
Mengenrabatt, Treuerabatt, Wiederverkäuferrabatt,
Naturalrabatt (in Form von Warenbeigaben), Jubiläumsrabatt, Einführungsrabatt
(um Produkte auf einem neuen Markt einzuführen).
22 Wer hat die Fracht und Verpackungskosten (Transportverpackung) zu tragen, wenn darüber nichts vereinbart ist?
Der Käufer. (§ 448 BGB)
23 Welche Vereinbarungen können über die Zahlung der Frachtkosten gemacht werden (= Lieferungsbedingungen)?
-
ab Werk: Der Käufer
zahlt alle Versandkosten.
-
unfrei (= ab hier):
VK trägt das erste Rollgeld bis zur Verladestation, K trägt restliche
Versandkosten.
-
frei Waggon: VK
trägt das erste Rollgeld bis zur Verladestation und das Verladen auf das
Transportmittel, K trägt restliche Versandkosten.
-
frachtfrei (= frei
dort): VK trägt das erste Rollgeld bis zur Verladestation, das Verladen und die
Frachtkosten, K trägt restliche Versandkosten
-
frei Haus/ Werk: VK
trägt alle Versandkosten.
Gesetzliche Regelung: ‚ab Werk’, d. h. der Käufer trägt
die Kosten der Abnahme und der Versendung der Sache (§ 448 BGB)
24 Welche Zahlungsbedingungen kennen Sie?
-
Vorauszahlung bzw.
Anzahlung
-
Ein Drittel bei
Auftragserteilung, ein Drittel bei Lieferung und ein Drittel einen Monat nach
Lieferung.
-
Zahlung bei
Lieferung (gegen bar, Nachnahme)
-
Zahlung nach
Lieferung (mit Zahlungsziel)
-
Ratenzahlung
Gesetzliche Regelung (lt. BGB, wenn nichts Anderes
geregelt ist): es ist sofort zu leisten
25 Welche besonderen Arten des Kaufvertrages bezüglich der Vertragspartner kennen Sie?
-
zweiseitiger
Handelskauf
-
einseitiger
Handelskauf
-
Verbrauchsgüterkauf:
ein Verbraucher kauft von einem Kaufmann eine bewegliche Sache
-
Bürgerlicher Kauf
26 Welche besonderen Arten des Kaufvertrages bezüglich der Beschaffenheit der Ware kennen Sie?
-
Stückkauf
-
Gattungskauf (= Kauf
einer vertretbaren Sache)
-
Kauf auf Probe
-
Kauf nach Probe
-
Kauf zur Probe
-
Spezifikationskauf
-
Ramschkauf (= Kauf
in Bausch und Bogen)
27 Führen Sie eine Bezugskostenkalkulation durch.
z. B.
Übung in dem Buch ‚Sicher zur Kauffrau/ …für Bürokommunikation’ Nr. 6.2 des
Abschnittes VI (Kosten- und Leistungsrechnung im Handelsbetrieb)/ Lösungen
vorhanden.
Schema:
Listeneinkaufspreis
- Rabatt
=
Zieleinkaufspreis
- Skonto
=
Bareinkaufspreis
+
Bezugskosten
=
Bezugspreis
Zu
den Bezugskosten gehören Transportkosten (Fracht/ Rollgeld), die
Transportverpackung und die Transportversicherung.
28 Welche Tatbestände (= Kriterien) sind beim Angebotsvergleich zu berücksichtigen?
-
Bezugspreise (d. h.
die Liefer- und Zahlungsbedingungen sind bereits weitgehend berücksichtigt)
-
Lieferzeit
-
Zuverlässigkeit des
Lieferers
-
gleich bleibende
Qualität der Erzeugnisse/ umweltgerechte Erzeugnisse
-
Kundendienst und
Garantieleistungen
-
Streuung des
Beschaffungsrisikos (mehrere Lieferanten für ein Erzeugnis, um unabhängig zu
bleiben)
29 Was sind Allgemeine Geschäftsbedingungen?
Für eine Vielzahl von Verträgen vorformulierte
Vertragsbedingungen.
Werden in der Regel von einem stärkeren Vertragspartner
(= Verwender) für dessen Verträge zugrunde gelegt und sollen von dem anderen
Vertragspartner lediglich akzeptiert werden.
Achtung: Individualabsprachen haben Vorrang, d. h. alles,
was zwischen den Vertragspartnern ausgehandelt wird, ist von höherer Bedeutung
als die AGB.
30 Warum gibt es AGBs?
Vorteil für den Verwender: Risikobegrenzung, da er AGBs nehmen
kann, die er vorher geprüft hat und die für ihn günstig sind.
Vorteil für beide Vertragspartner: Vertragsinhalte müssen
nicht ständig neu ausgehandelt werden. (Zeitersparnis)
Warum gibt es Regelungen zu den AGBs im BGB?
Um den Verbraucher vor solchen AGBs zu schützen, die ihn
unangemessen benachteiligen.
31 Welche möglichen Störungen des Kaufvertrages gibt es?
-
Nichtleistung
-
Spätleistung =
Lieferungsverzug
-
Schlechtleistung
-
(Abnahmeverzug)
weniger bedeutend, da ein Verschulden des Käufers nachgewiesen werden muss.
-
Annahmeverzug
(Sonderregelungen im BGB, verschuldensunabhängig)
32 Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, dass der Käufer von dem Kaufvertrag zurücktreten kann, wenn ihm eine mangelhafte Sache geliefert wurde.
-
Der Mangel muss
bereits bei der Übergabe der Sache vorhandeln gewesen sein (auch wenn der
Mangel versteckt war).
-
Der Käufer muss eine
Nachfrist gewährt haben, in der der Verkäufer nacherfüllen konnte.
-
Der Mangel muss
erheblich sein.
33 Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Lieferer sich in Lieferungsverzug befindet?
-
Die Leistung muss
fällig sein, d. h. der Käufer kann die Leistung verlangen.
-
Der Käufer hat
gemahnt. Die Mahnung kann entfallen, wenn der VK die Leistung endgültig
verweigert hat, wenn der Leistungstermin bestimmt oder bestimmbar ist oder wenn
die Leistung keinen Sinn mehr macht (z. B. beim Fixkauf)
-
Der Verkäufer ist
schuld an dem Verzug, d. h. er hat den Verzug vorsätzlich oder fahrlässig
herbeigeführt. Bei Gattungskauf ist der VK grundsätzlich schuld (Ausnahme: höhere
Gewalt)
34 In welchen Fällen ist eine Mahnung des Lieferers nicht erforderlich?
-
Die Mahnung kann
entfallen, wenn der VK die Leistung endgültig verweigert hat, wenn der
Leistungstermin bestimmt oder bestimmbar ist oder wenn die Leistung keinen Sinn
mehr macht (z. B. beim Fixkauf)
35 Welche Rechte hat der Käufer sofort, wenn sich der Lieferer in Lieferungsverzug befindet?
Der Käufer kann sofort Nacherfüllung (d. h. Lieferung)
und Ersatz des Verzugsschadens verlangen.
36 Erläutern Sie die Rügefristen beim Verbrauchsgüterkauf.
Der Mangel ist bei beweglichen Sachen innerhalb von 2
Jahren anzuzeigen. Das schnelle Anzeigen des Mangels ist für den Käufer
vorteilhaft. Es wird in den ersten 6 Monaten ab Übergabe der Sache angenommen,
dass der Mangel bereits bei der Übergabe vorhanden war. Gegenteiliges muss der
Verkäufer beweisen.
37 Erläutern Sie die Rügefristen beim zweiseitigen Handelskauf (offene und versteckte Mängel)
Ist der Käufer Kaufmann, muss er die Ware unverzüglich
nach der Abnahme prüfen. Offene Mängel muss er unverzüglich anzeigen.
Versteckte Mängel sind unverzüglich nach deren Entdeckung anzuzeigen. Bei
beweglichen Sachen ist der Mangel spätestens innerhalb von 2 Jahren anzuzeigen.
Ausnahme: Bei arglistigen Mängeln ist die Gewährleistungsfrist 3 Jahre.
38 Welche Mängelarten kennen Sie?
-
Mängel in der
Beschaffenheit: fehlerhafte Ware, schlechte Qualität der Ware, nicht
eingehaltene Werbeaussagen
-
Montagemängel:
ungenügende Montageanleitung, schlechte Montage
-
Lieferungsmängel:
falsche oder zu wenig Ware
39 Was ist ein arglistig verschwiegener Mangel?
Ein Autoverkäufer weist beispielsweise gegen besseres
Wissens nicht darauf hin, dass das Auto einen Unfall hatte. Diese Tatsache muss
immer mitgeteilt werden, auch wenn nicht danach gefragt wird.
40 Unterscheiden Sie Miet-, Darlehens- und Leihvertrag
Bei allen drei Verträgen wird eine Sache überlassen. Beim
Mietvertrag gegen Entgelt, beim Leihvertrag unentgeltlich und beim
Sachdarlehensvertrag entweder entgeltlich oder unentgeltlich.
Beim Miet- ind Leihvertrag wird die Sache selbst wieder
zurückgegeben. Beim Sachdarlehensvertrag erhält der Darlehensgeber eine
vertretbare Sache von gleicher Art und Güte zurück.
41 Unterscheiden Sie Dienst- und Werkvertrag.
In beiden Fällen erhält der Gläubiger eine Leistung gegen
Entgelt.
Beim Dienstvertrag wird eine Dienstleitung erbracht, die
zeitabhängig entlohnt wird.
Beim Werkvertrag wird erfolgsabhängig entlohnt.
42 Unterscheiden Sie Miet- und Pachtvertrag.
Bei beiden Verträgen wird eine Sache zum Gebrauch
überlassen. Beim Pachtvertrag wird zusätzlich der Genuss der Erträge aus dieser
Sache gestattet.
Herzlichen Glückwunsch, wenn Sie die Fragen im Großen und Ganzen beantworten konnten.